Ayurveda für die Frau bei Regelbeschwerden, PMS und Wechseljahresbeschwerden

Die indische Heilkunst, welche von der Weltgesundheitsorganisation als traditionelle Heilkunde anerkannt wurde, ist in Europa gerade voll im Kommen. Den Anfang haben die Kurhotels gemacht und langsam steigt auch das Bewusstsein, dass der Ayurveda medizinisch einsetzbar ist. Jenseits von der Behandlung bei ÄrztInnen, HeilpraktikerInnen oder Massagen und Ernährungsberatung, kann man sich mit Ayurveda aber auch sehr gut selbst helfen. 80% der Therapie sind ohnehin gesunde Ernährung und ein bewusster Lifestyle. Wo man damit nicht zurecht kommt, können TherapeutInnen mit Heilkräutern oder Manualtherapie und Ausleitungsmaßnahmen unterstützen.

Was für Prinzipien stehen hinter Ayurveda?

Der Ayurveda richtet sich dabei nach der individuellen Bestimmung funktionellen Prinzipien der Doshas, es muss aber nicht immer gleich ein Test gemacht werden, welcher die Bioenergien im Grundtyp bestimmen soll. Solche Tests haben wenig Sinn, wenn es um aktuelle Beschwerden geht, welche sich nicht im Körperbau oder den Gewohnheiten, dem Charakter eines Menschen widerspiegeln. Die meisten Beschwerden werden eben durch Veränderung der Grundkonstitution ausgelöst. In unseren Breiten geschieht das durch Kalte Küche, Schlafmangel, zu viel Stress, Unregelmäßigkeit und Bewegung (Reisen, Autofahren, Bewegung im Kopf), was Vata Dosha erhöht und zu Anspannung, Schlafstörungen, Nervosität, Stimmungsschwankungen, Kritik, Krämpfen, Blähungen, Trockenheit der Haut und Schleimhäute führt. Ein erhöhtes Vata stößt auch gerne Pitta Dosha mit an, welches die hormonellen Balance durcheinander bringt und zu Akne, Hitze, vermehrtem Schwitzen, verstärkter Blutung führen kann. Pitta steigt auch, wenn wir uns zu viel vornehmen, zu viel vor Bildschirmen sitzen, scharf, ölig oder salzig essen und die Finger nicht vom Ingwertee lassen können. Pitta ist in der Mittleren Lebensphase, im Herbst und zu Mittag wie zu Mitternacht gesteigert, während Vata mehr in den Frühen Morgenstunden oder am späten Nachmittag, im Winter und nach dem Wechsel zu wirken beginnt. Somit sind die oft durch Vata ausgelösten PMS-Symptome auch eher am frühen Morgen und in den Nachmittagsstunden zu spüren, während die Hitze gerne gegen Mittag oder mitten in der Nacht zu spüren ist.

Wie kann ich mir nun selbst helfen?

Im Folgenden sind einige Beschwerden und deren mögliche Therapie im Ayurveda aufgelistet. Oft unterstützt das schon ganz gut, sollten sie mehr Hilfe benötigen, wenden sie sich am besten an zertifizierte ÄrztInnen oder HeilpraktikerInnen mit Ayurvedaausbildung. Die empfohlenen Kräuter sind als Nahrungsergänzungsmittel zu bekommen und sollten nur im europäischen Fachhandel mit eigenem Prüflabor bezogen werden, damit die Ware auf Pestizide und Schwermetalle kontrolliert ist und damit sie keine Probleme beim Zoll bekommen wegen illegaler Medikamenteneinfuhr aus Staaten wie Indien. Halten sie sich dabei an die Empfohlene Dosierung und steigern sie langsam bis zur gewünschten Wirkung, jedoch nicht höher als auf die doppelte empfohlene Dosis. Um unerwünschte Wirkungen und Wechselwirkungen mit Medikamenten auszuschließen, sind sie nur nach fachgemäßer Beratung auf der sicheren Seite. Beim ansonsten gesunden Menschen ohne Medikation können für die beschriebenen Beschwerden folgende hier angeführten Nahrungsergänzungsmittel für einige Monate ausprobiert werden. Bei noch nicht abgeklärten und neuen Beschwerden bitte ärztlichen Rat einholen und die Einnahme sofort beenden.

Zu starke Regelblutung

Hier bietet sich Ashoka (Saraca indica) an, erhältlich als alkoholischer Kräuterwein oder als Pulver (Churna) der getrockneten Pflanze. Ashoka hat eine adstringierende und somit Blutungshemmende Funktion.

Unregelmäßige oder zu schwache Regelblutung

Ein Kraut, welches laut Ayurveda den weiblichen Reproduktionstrakt verjüngt, nennt sich Shatavari (Asparagus racemosus). Damit allein oder auch kombiniert mit der traditionellen Mischung „Chandraprabha vati“ kann die Regelmäßigkeit des Zyklus unterstützt werden. Wundern sie sich bitte nicht, sollten sie bereits keine Menstruation mehr haben, wenn die Regelblutung damit zurückkommt. Myome, Zysten oder Tumor sollten während der Anwendung von Shatavari nicht bestehen, da es zu Wachstum dieser kommen könnte. Zu schwache Blutung kann durch Aloevera Saft und Ingwertee angeregt werden.

Schlafstörungen

Die Indische Schlafbeere, Ashwagandha (Withania somnifera) hat eine erhitzende aber sehr gut schlaffördernde Wirkung. Ashwagandha ist auch als Extrakt Tabletten oder Extrakt Kapseln erhältlich, damit braucht man weniger einzunehmen als beim Pulver der getrockneten Pflanze (Churna), es gibt aber auch hier einen Kräuterwein mit Schlafbeere (Ashwagandha aristha). Zusätzlich gibt es eine Studie, welche nach 2 Monaten Einnahme eine Reduktion des Stresshormons Cortisol um 30% nachweist. Wer wegen zu viel Hitze nicht in den Genuss dieser kräftigenden und manchmal luststeigernden Pflanze kommen kann, möchte vielleicht Mandukaparni (Centella asiatica) oder Jatamansi (Nardostachys Jatamansi) verwenden, muss hier aber vorsichtig dosieren und bei Nierenschäden auch verzichten.

Regelschmerzen

Bei Regelschmerzen kann Dillsamenpulver zum Einsatz kommen. Hierzu einfach 5 Tage vor Regelbeginn und bis zum Ende der Blutung 2x1g des Pulvers in einem Glas warm Wasser einnehmen. Zusätzlich können auch hier Chandraprabha vati eingenommen werden. Wer viel Zeit hat, kann sich Verbandswatte mit warmem Rizinusöl auf den Unterbauch legen, dann ein altes Handtuch und eine Wärmefläsche darauf legen.

PMS

Hier müssen wir Vata senken. Im täglichen leben bedeutet dies Rückzug. Schaffen sie Zeit für sich, Regelmäßigkeit und Regeneration. Yoni Mudra kombiniert mit der Yogischen Grundatmung kann helfen. Wärme kann helfen, so wie bei Ganzkörperölmassagen (Abhyanga) mit Maha Narayana Öl. Danach bietet sich eine heiße Dusche oder ein Saunagang an. Essen sie regelmäßig drei warme und leichte Mahlzeiten am Tag und starten sie idealerweise mit einem Getreidebrei wie nach unten stehendem Rezept. Zu Mittag eignet sich Basmatireis mit Süßkartoffeln, Zucchini oder Kürbisgemüse. Am Abend einfach nochmal aufwärmen oder eine Wurzelgemüsesuppe essen. Brahmi (Bacopa monnieri) und Tagara (Valeriana wallichii) senken Vata eben so gut wie Ashwagandha (Withania somnifera). Auch der Dillsamen kann Verwendung finden bei Krämpfen. Bei Blähungen kann Hingvashtaka Churna oder Bockshornkleesamen helfen, dazu einfach 2x täglich 1 TL in etwas warmem Wasser konsumieren.

Getreidebrei

1 Apfel klein schneiden, in 1 EL Ghee pro Person leicht braun anbraten, mit kochenden Wasser ablöschen und weich kochen, dann Haferflocken 1,5 Hand voll dazu geben und 5min köcheln lassen, umrühren, gegen Ende 1 TL Kardamomsamen gemahlen, 1 TL Ceylonzimt, 1/2 TL Ingwerpulver, 1/4TL Gewürznelkenpulver – 1EL Chyavanprash Mus , 10 Fäden in etwas warm Wasser aufgeweichten Safran wenn esswarm dazu geben; Es kann auch Mandelmilch zum Einsatz kommen, Kokosflocken im Sommer, wenn man mehr Substanz haben will;

Hitzewallungen

Hier muss Pitta reduziert werden. Finger weg von scharfem, salzigem, frittiertem und saurem Essen. Auch Chili, Ingwer, Zimt, Muskat, Pfeffer, Auberginen und sogar Karotten und Haselnüsse wie auch rotes Fleisch und Kaffee können erhitzend wirken. Reduzieren sie Stress und versuchen sie Waldspaziergänge. Geeignete Kräuter sind das schon erwähnte Shatavari (Asparagus racemosus – nicht bei Zysten und Tumoren) und Ashoka (Saraca indica -bei nicht zu ausgeprägter Trockenheit) oder das leicht abführende Triphala als Presslinge oder Pulver am Abend. In Härtefällen hat sich die Mischung „Virechan“ (von Ayushakti) bewährt, diese sollte aber nicht länger als 3 Monate eingenommen werden. Auch Shankabhasma (Muschelasche) wird wegen der kühlenden Eigenschaften im Ayurveda eingesetzt.

Ein Text von Dr. Daniel Scheidbach MSc in Ayurvedic Medicine, Arzt für Allgemeinmedizin & Ayurvedaspezialist in Österreich (Graz), vedizin.at

Bild: Bigstockphoto.com / aslysun