Krankheiten erkennen durch einen Speicheltest

Speichelproben kennen wir wohl vor allem aus Fernsehkrimis, wenn es darum geht, einen Täter zu überführen oder Unschuldige aus dem Kreis der Verdächtigen auszuschließen. Spätestens seit der Einführung von Spucktests auf eine Covid-19-Infektion wissen wir aber um die Möglichkeit, mit einem Speicheltest Krankheiten erkennen zu können. Zum Teil braucht es dazu Laborergebnisse, manche Tests können aber auch bequem und diskret zu Hause gemacht werden – mit sofortigem Resultat.

Einfache und sichere Handhabung

Für den Speicheltest spricht in erster Linie die problemlose und schmerzfreie Methode. Der Spucktest auf eine Corona-Erkrankung war und ist vor allem in Kitas so beliebt, weil man ohne das unangenehme Herumstochern in der Nase auskommt. Diabetiker wissen, wie unangenehm ständiges Einstechen der Haut mit einer Nadel zur Messung des Blutzuckers sein kann. Da ist ein Abstrich an Mundschleimhäuten oder Zahnfleisch wirklich einfach.

Antikörper erkennen

Die für den Hausgebrauch geeigneten Speicheltest weisen spezifische Antikörper nach. Dafür benötigt man kein Blut, eine kleine Menge Speichel reicht. Neben den Covid-19-Speicheltests gibt es zum Beispiel auch einen HIV Selbsttest, den jeder ohne Terminvereinbarung beim Arzt und ohne Wartezeit auf ein Laborergebnis durchführen kann. Das Ergebnis wird so abgelesen, wie es von den Corona-Selbsttests mittlerweile vielen Menschen vertraut sein dürfte: Es gibt eine Kontrollmarkierung, die anzeigt, ob der Test gültig ist, und einen weiteren Strich, der nur bei einem positiven Befund sichtbar wird. Neben der Schmerzfreiheit ist ein weiterer Vorteil des Speicheltests die Vermeidung von Blutproben im Hausmüll.

Hormone im Speichel nachweisen

Andere Speicheltests sind darauf ausgelegt, die Konzentration bestimmter Hormone im Speichel zu ermitteln. Sie erlaubt Rückschlüsse zum Beispiel auf Herzfunktion, Zustand des Immunsystems, Zeugungsfähigkeit bzw. Empfängnisregelung, Krampfadern, Wechseljahre und vieles mehr. Solche umfassenden Testpakete müssen im Labor ausgewertet werden und sind deshalb auch mit einem medizinischen Kommentar bestellbar.

Bakterientests zur Zahngesundheit

Auch Zahnärzte verwenden Speicheltests. Der Speichel wird hier aber nicht einfach abgestrichen, sondern durch Kauen auf Paraffin (Wachs) oder einem speziellen Kaugummi gewonnen. Die Bakterien im Speichel werden anschließend auf einem speziellen Nährboden einige Tage lang bei Körpertemperatur vermehrt. Eine hohe Dichte der Karies verursachenden Mutans-Streptokokken und Laktobazillen deutet auf ein Risiko für die Zähne hin, dem der Arzt frühzeitig entgegenwirken kann.

Umstrittene Gentests

Schließlich sind Gentests aus Speichelproben nicht nur in der Kriminaltechnik von Bedeutung. Auch medizinische Erkenntnisse können daraus gewonnen werden. Allerdings ist der Nutzen umstritten. Ein Gentest sagt nämlich nur etwas aus über mögliche Krankheitsrisiken. Ob Mutationen im Erbgut tatsächlich zu Altersdiabetes, Krebs oder Herzinfarkt führen, steht in den Sternen. Die Lebensgewohnheiten spielen dabei eine ebenso wichtige Rolle wie die genetische Disposition. Das Ergebnis eines Gentests drückt also nur eine Wahrscheinlichkeit aus, die mehr oder weniger gut wissenschaftlich abgesichert ist. Eine hohe Wahrscheinlichkeit kann psychisch sehr belastend sein, eine niedrige Wahrscheinlichkeit schafft dagegen trügerische Sicherheit und verleitet möglicherweise zu gesundheitsgefährdendem Verhalten.

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